Geschichte der jüdischen Gemeinde
Ein erster „schriftlicher“ Nachweis befand sich auf einem Grabstein mit der Zahl 1452. In einem Salbuch (Steuerverzeichnis) von 1558 sind eine Synagoge und ein Friedhof aufgeführt. In der Wagner Karte von 1727 sind 13 jüd. Haushalte und die Synagoge am heutigen Standort Hauptstraße 3a eingezeichnet.
Die Grafen von Hohenlohe erlauben jüdischen Buchdruckern (Isaak Judd und Zebi Hirsch ben Chaim) den Betrieb von zwei Druckereien. Verbreitung der Bücher in Deutschland sowie Mittel- und Osteuropa.
1861 Bayern gewährt Juden das Bürgerrecht, der jüd. Bevölkerungsanteil liegt bei 20 Prozent.
Eine israelitische Schule existiert 1823-1923 in der Hauptstraße 3 neben der Synagoge, die Lehrer waren zugleich Vorbeter.
Ab 1881; Die Pinselfabrik Michelsohn & Keiner hatte bis zu 120 Beschäftigte. Es gibt eigene jüd. Vereine. Juden sind Mitglieder und Vorstände in vielen örtlichen Vereinen und Parteien, Gemeinderäte J. Neuburger u. M. Spalter (Mitbegründer der Ziegelei). Ein jüd. Arzt Dr. Felix Frey praktiziert von 1892-1912.
Ab 1933; Verstärkte Repressalien (Boykottaufruf, Hetzreden, Verbote u. s. w.) durch SA und NS Anhänger, „Arisierung“ von jüdischem Besitz (.Synagoge).
Am 8. April 1936 letzte Beerdigung am jüdischen Friedhof.
19. Oktober 1938: Fantische NS Männer verwüsten jüd. Wohnungen und die Synagoge, Misshandlung der Bewohner, Vertreibung aus Wilhermsdorf am folgenden Tag.
1941-1945: Ermordung von über 50 Menschen jüd. Glaubens, die hier geboren wurden, die hier gewohnt und gearbeitet hatten, in den KZ Auschwitz u.a.
Pflege des jüdischen Andenkens durch den Heimatverein.
Von jeher hat sich der Heimatverein dem jüdischen Gedenken angenommen. Otmar Schönleb sammelte und archivierte Zeitungsartikel, Fotos und Dokumente (Hochzeits-, Geburts- und Sterbebuch) zur jüdischen Vergangenheit und Gegenwart. Ehrenvorsitzender Hans Zill führte Besuchergruppen über den Friedhof. Er wollte das später in Fürth erbaute jüdische Museum nach Wilhermsdorf holen. Er pflegte internationale Kontakte zu Nachkommen ehemaliger jüdischer Wilhermsdorfer. Der Heimatverein war wiederholt aktiv an der „Woche der Brüderlichkeit“ im Landkreis Fürth beteiligt.
In den letzten Jahren wurden von unserem Mitglied Robert Hollenbacher (Video) Vorträge, Orts- und Friedhofsführungen durchgeführt.
Ende April 2022 findet im Heimatvereinshaus eine vom Heimatverein gestaltete Ausstellung mit dem Thema „Mitgemacht?- Die NS Zeit im Landkreis Fürth“ statt. In Zusammenhang mit dem Musical „Heiner“ beteiligen sich verschiedene Heimatvereine an diesem Projekt.
Robert Hollenbacher
Lieber Robert,
vielen Dank für die unermüdliche Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Wilhermsdorf. Mach weiter so, es ist eine Bereicherung für den ganzen Ort.
Wir freuen uns jetzt schon auf die Ausstellung im April 2022.
Irmhilde Weißfloch und Alexandra Zipfel